Tonherstellung

Verwendung

Ton wurde für eine breite Palette von Gegenständen des täglichen Gebrauchs verwendet. Dazu zählen unter anderem
Gefäße und Krüge, ...
... Materialien zum Hausbau, ...
... Lampen und ...
... Tonfiguren.

Die Rohstoffe

In der Gegend um Kampanien gab es sehr wenige Orte mit ausreichend guter Tonerde, so daß ein Großteil der wertvolleren aus Ton gefertigten Gegenstände importiert wurde. So ist bekannt, daß aus Arezzo ein großer Teil der gefundenen Gefäße aus terra sigillata stammt. Auch in Gallien hergestellte Gefäße wurden gefunden. Hochwertige Keramik wurde aus dem östlichen Griechenland importiert. In Pompeji an sich wurden daher nur die minderwertigeren Gebrauchsgegenstände hergestellt, die nicht zu Repräsentationszwecken verwendet wurden, nämlich Ziegel, Amphoren, Öllampen.

Die Herstellung

Um den Ton in die richtige Form zu bringen, gab es mehrere Möglichkeiten:
  1. Die Verwendung der Töpferscheibe:
    Die Töpferscheibe bestand (und besteht heute immer noch) aus beweglichen Scheiben, die direkt miteinander verbunden sind. Auf die obere Fläche wird der unbearbeitete Ton gelegt, mit dem Fuß treibt man die untere schwerere Scheibe gleichmäßig an. Durch die Drehung kann man den Ton nun zu "Rotationskörpern" (Flächen, die durch Drehung einer ebenen Kurve um eine Achse entstehen, z. b. Flasche) formen. Die Hände sollten dabei immer feucht bleiben, damit der Ton nicht an den Händen hängenbleibt. Durch die Schwungkraft der unteren Scheibe bekommt die obere Scheibe stets eine gleichbleibende Umdrehungsgeschwindigkeit.
  1. Verwendung von Gußformen:
    Gußformen bestehen aus zwei ausgehöhlten Steinblockhälften (Stein verbindet sich nicht mit Ton), die nahtlos aufeinanderpaßten. Oben war ein Loch, durch welches man den Lehm einfließen lassen konnte, so daß er sämtliche Hohlräume ausfüllte. Wurde die Form nun im Ofen erhitzt, verdampfte das Wasser und hinterließ den gebrannten Ton. Gußformen wurden für nichtrunde Objekte und zur Massenproduktion eingesetzt. Da man die Form nur einmal herstellen mußte und danach nur noch ausfüllen brauchte, war diese Methode wesentlich billiger.
    Nebenstehende Abbildung zeigt übrigens Gußformen für Eisengegenstände...

Der Brennvorgang

Hatte man nun den Gegenstand fertig geformt, mußte er noch gebrannt werden, um fest zu werden. Dabei muß man zwischen mehreren Zeitepochen unterscheiden:
Bei der einfachsten Form des Brennens wurden die Gefäße auf einer ebenen Fläche (vorzugsweise im Freien) übereinandergestapelt und mit Ziegeln bedeckt. Nun entzündete man unter diesem Stapel ein Feuer, so daß sich die Hitze unter den Ziegeln anstaute und den Ton brannte. Die nächste Stufe zeichnet sich durch die Verwendung von festen Öfen aus, in die man die Gefäße oder die Formen hineinstellte und darunter das Feuer entfachte. Diese Technik wurde immer weiter verbessert, so daß schließlich äußerst komplexe Öfen mit komplizierten Zu- und Abluftanlagen und Hohlräumen zur gleichmäßigen Hitzeverteilung entstanden. Die fertigen Tongefäße konnte man einfach herausschieben und die neuen Gefäße hineinstellen, ohne daß der Ofen gelöscht werden mußte.

Die Arbeiter

Die Arbeiter waren meistens Sklaven. Diese Sklaven hatte ein hartes Los getroffen, denn von den Öfen ging eine mörderische Hitze aus. Hinzu kommt, daß der Bedarf v. a. an Baumaterial nach dem Erdbeben von 62 sehr groß war, so daß ihnen wohl kaum einmal eine Pause gegönnt war.
Als Besitzer dieser Werkstätten konnte man u. a. die Familien der Eumachii, Holconii, Vibii, Stlaborii und Julii ausmachen, wie die Stempel es zeigen. Auffallend ist dabei, daß viele dieser Familien auch Wein, garum (Fischsauce) oder andere Produkte, die in Tongefäßen aufbewahrt werden mußten, herstellten. Auf diese Weise war es Ihnen möglich, durch die Eigenherstellung Kosten zu sparen.

Die Funde

Bis jetzt wurden in Pompeji nur drei Töpfereien, erkenntlich an ihren Brennöfen, gefunden. Eine vierte Töpferei, erkenntlich an dem Ladenschild, wurde ebenfalls gefunden, allerdings stand diese seit dem Erdbeben leer. Die ersten beiden Töpfereien liegen in der Gräberstraße, dort fand man einige Gefäße und Unmengen von Tonscherben. Die dritte Töpferei liegt an der Via Nocera, wo man einige Werkzeuge, Lampen und Abdruckformen fand.