Landwirtschaft

Die Lage

Die Gegend um den Vesuv ist wegen des Vulkangesteins eine sehr fruchtbare Gegend. Zusätzlich war durch den nahegelegenen Sarno ausreichend Wasser zur Bewässerung vorhanden. Daher ist es nicht verwunderlich, daß die Gegend intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde. Das Land war meist von Großgrundbesitzern verwaltet, die wirtschaftliche Großbetriebe einrichteten und ihre Produkte weit über die Grenzen Kampaniens hinaus exportierten. So verwundert es wohl auch nicht, daß die Großgrundbesitzer in der Gesellschaft sehr hoch standen, ja sogar 60% aller Ämter von diesen besetzt waren.

Der Anbau

Die Anbaugebiete waren ganz auf schnelle Verarbeitung hin angelegt. Gemüse, das nicht sehr lange hielt, wurde direkt neben der Stadt angebaut. Pflanzen, aus denen die Farben für den Stoff gewonnen wurden, fand man in der Nähe der Flüsse, da für die Textilherstellung viel Wasser zum Auswaschen der Stoffe benötigt wurde. Die Restfläche wurde Wein- und Olivenstöcken zugeordnet, unter denen man, um den Ertrag zu maximieren, noch kleinere Früchte wie Getreide oder Gemüse anbaute, zumal da bekannt wurde, daß diese sogenannten Stauden-Kulturen den größten Ertrag bringen. In diesen trockeneren Gegenden wurden außerdem Obstgärten angelegt sowie verschiedene Nußsorten gepflanzt.

Weinanbau

Das beliebteste Erzeugnis Kampaniens war der Wein. Man legte zuerst Furchen an, in denen man den Wein anpflanzte. Zusätzliches Gemüse wurde neben den Furchen angebaut. Wollte man das Feld bewässern, leitete man einfach Wasser durch die Furchen, oder - in trockenen Gegenden - goß man die Furchen mit Wasser aus Eimern aus. Um den Wein hochzubinden, baute man entweder Gerüste oder ließ ihn um Pappeln wachsen:
Die Auswahl an Weinsorten war üppig, wobei auf den meisten Amphoren ein Wein namens Aminaea genannt wurde. Von ihm gab es 5 verschiedene Geschmacksrichtungen: gemella, Vesuvinum, Lympa Vesuviana, Surcula und Murgentia, die ebenfalls auf den Amphoren zu finden waren. Eine weitere Sorte ist Horconia, den die Holconier, eine reiche Großgrundbesitzerfamilie, herstellte. Es zeigt sich also, daß für jeden Geschmack der richtige Wein angeboten wurde.
Der Wein wurde unterschieden in den normalen Rotwein, aromatisierte Weine (aromatites), denen man Parfumstoffe beifügte, das gustaticium, einen mit Honig vermischten Wein, Mostwein und schließlich medizinische Weine.

Erzeugung

Die Weintrauben wurden in einem Hof abgeladen oder direkt in den Kelterraum transportiert. Dort zermanschte man die Trauben erst einmal grob mit den Füßen, danach gab man das Ergebnis in Körbe. Diese wurden nun unter Pressen geschoben, die man mit Hilfe von Keilern und Seilen in die richtige Höhe bringen konnte. Je tiefer man das „prelum“, die Presse, senkte, desto großer wurde der Druck. Der Saft floß aus der Körben heraus in eine Rinne, die direkt durch einen überdachten Gang in den Vorratsraum führte, und dort in die Krüge (dolia), die entweder in der Erde versenkt waren oder direkt an der Luft standen floß. Erstere Methode eignete sich wegen der gleichbleibenden Temperatur für leichten Wein, die zweite für kräftigen. Außerdem konnte im gleichen Raum der Mostwein in einem Kessel hergestellt werden.

Oliven

Für die Ölherstellung verwendete man in Pompeji milde weiße Oliven oder entkernte Oliven. Die Erzeugung ist ähnlich wie beim Wein. Man mußte lediglich darauf achten, daß die Kerne nicht mitgepreßt wurden, da sie dem Öl einen bitteren Beigeschmack verleihen würden. Die Olivenpresse war meist kleiner als die Weinpresse und in einem warmen, fensterlosen Raum aufgestellt.

Getreide

Der Getreideanbau wurde zwar nicht so intensiv wie der Wein- und Ölanbau betrieben, aber dennoch war das Getreide so gut, daß sogar Varro (röm. Schriftsteller, 116-27 v. Chr.) es lobend erwähnte. Das Getreide wurde nach dem Abernten gedroschen und in Amphoren gelagert. Zum Mahlen gab man es in eine Getreidemühle; diese bestand aus einem annähernd dreieckigen steinernen Sockel in der Mitte, auf den ein darauf passender X-förmiger Trichter - ebenfalls aus Stein - gestellt wurde. Das Getreidekörner wurde nun in den Trichter geschüttet und der Trichter gedreht, so daß durch den Druck der übereinander lagernden Steine die Körner zermahlen wurden.