Die Ausgrabungen

Nach dem Ausbruch bis 1860

Die Leiter der Ausgrabungen
1748-1780    Rocco de Alcubierre
1764-1804 F. La Vega
1804-1806 P. La Vega
1807-1838 M. Arditi
1839-1850 F. M. Avellino
1850-1863 S. Spinelli
1863-1875 G. Fiorelli
1875-1893 Michele Ruggero
1893-1900 Giulio de Petra
1901-1904 E. Pais
1905-1910 A. Sogliano
1911-1923 V. Spinazzola
1924-1961 Amedeo Maiuri
1961-1976 A. Da Franciscis
1976-1977 L. D'Amore
1977-1982 F. Zevi
1982-1984 G. Cerulli Irelli
1984-1994 B. Conticello
ab 1994 P. G. Guzzo
Die ersten Berichte von den Bewohnern Pompejis, denen die Flucht gelungen war, erzählten vom vollständigen Untergang der Stadt. Nur noch wenige wagten sich nochmals zurück, um ihre Wertsachen zu bergen. Einige Schatzsucher drangen ebenfalls in die verlassene Stadt ein und versuchten sich in der risikoreichen Bergung der Wertgegenstände. Die Gegend wurde jedoch nicht mehr besiedelt, da man aufgrund der schlechten Erfahrungen 62 und 79 n. Chr. kein weiteres Risiko eingehen wollte. So vergaß man die verborgene Stadt immer mehr, bis man schließlich nicht einmal mehr ihren Namen wußte.
Bis in die Renaissance hinein kümmert sich niemand mehr um die versunkenen Städte, bis 1502 ein Autor namens Sannazaro eine fiktive Ausgrabung Pompejis an einem Platz namens Cività beschreibt. Eigentlich hatte er damit den Nagel auf den Kopf getroffen, denn der Ort wurde seitdem tatsächlich so genannt. Aber bis auf weitere Vermutungen in der Öffentlichkeit regte sich nichts.
Selbst als 1607 ein Historiker namens Carpaccio einige Gefäße in besagter Gegend fand, wobei auf einem sogar die Inschrift "decurio Pompeis" verzeichnet war, deutete man dies als die Villa eines Pompeius. Trotz sich häufender Vermutungen und sogar einiger Funde in dieser Gegend glaubte niemand an die tatsächliche Existenz des sagenumwobenen Pompeji.
Erst am Anfang des 18. Jahrhunderts begann man, die Ausgrabungen zu fördern. Als Leiter der Ausgrabungen wurde 1748 Alcubierre eingesetzt, der zwar vorher schon bei den Ausgrabungen aktiv gewesen war, der aber nur an Statuen interessiert war und alle übrigen Kunstgegenstände oder Scherben verwarf. Gefundene Gegenstände wurden dem König überreicht, der sie an andere Persönlichkeiten weitergab. Daß es sich bei der ausgegrabenen Stadt tatsächlich um Pompeji handelte, erkannte man erst 1763, als auf einem Haus die Inschrift "res publica Pompeianorum" entdeckt wurde. Dabei waren die Ausgrabungen nicht unter allen Wissenschaftlern anerkannt. Viele glaubten immer noch, daß Archäologie eine unnütze Forschung sei. Doch die europäische Gesellschaft, die in Mode und Ausstattung viele Elemente der Antike übernommen hatte, forderte immer mehr die Bekanntgabe der Ergebnisse.
In dieser Zeit wurde der deutsche Archäologe Winckelmann aktiv. Seine scharfe Kritik an den stümperhaften Ausgrabungen fand zwar bei den meisten adeligen Häusern Gehör, nicht jedoch beim für die Ausgrabungen zuständigen Hof von Portici. Durch von Winkelmann öffentlich verfaßte Briefe wurde das Interesse der Öffentlichkeit an Pompeji geweckt. Er wurde von England aus nach Neapel geschickt, um dort bei den Ausgrabungen mitzuarbeiten. Doch auch er konnte die Ausgrabungstechnik nicht ändern, da er ein Jahr später ermordet wurde. Trotzdem bekam er wegen seines unermüdlichen Einsatzes und der Betonung der Wichtigkeit der Archäologie den Ruf als Pionier der Archäologie.
Die weiteren Ausgrabungen bis 1863 verlaufen sehr wechselnd, immer davon abhängig, ob Könige oder andere wohlhabende Privatpersonen bereit waren, die Ausgrabungen zu finanzieren. Berühmte Personen - unter anderem auch Goethe - besuchten Pompeji, für sie wurden teilweise neue Entdeckungen inszeniert. In Wirklichkeit waren diese Sachen tags zuvor vergraben worden.

Die wissenschaftlichen Ausgrabungen

Erst Viktor Emanuel (italienischer Herrscher, 1861-78) erkannte wieder, wie wichtig systematische Ausgrabungen sind. Er berief Guiseppe Fiorelli zum Leiter der Ausgrabung. Dieser führte sofort ein genaues Tagebuch ein, in dem sämtliche Funde mit ihrem genauen Fundort aufgezeichnet wurden. Um die Orte zu markieren, teilte er Pompeji in die Regionen I - IX ein und führte ein "Hausnummernsystem" ein, mit dem jedes Haus identifiziert werden konnte. Diese Zählung wurde im Wesentlichen bis heute beibehalten.
Er erkannte zudem, daß es der Erforschung deutlich dienlicher sei, die gefundenen Gegenstände an ihrem Ort zu lassen und nicht ganze Fresken abzulösen und auszustellen. Eine der wichtigsten Neuerungen war jedoch die Einführung von Gipsabdrücken: Es waren im Gestein immer wieder Hohlräume gefunden worden, die von Menschen stammten, die von den Gesteinsmassen verschüttet worden waren und deren Körper sich mit der Zeit aufgelöst hatten. Bis dahin hatte man jedoch keine Möglichkeit gefunden, diese zu konservieren. Fiorelli kam auf die Idee, Gips in die Hohlräume fliesen zu lassen. So war es möglich, die Situationen der Einwohner sich direkt vor Augen führen zu lassen.

Die neueren Ausgrabungen

Die Zeit Ruggeros und De Petras ist wohl eine der erfolgreichsten Zeiten der Ausgrabungen. Ruggero beschäftigte sich vor allem mit der Ausgrabung, während De Petra auch einige Gebäude rekonstruierte.
Die nächste bedeutende Persönlichkeit in der Erforschung Pompejis war Amedeo Maiuri. Sein besonderer Verdienst sind die stratigraphischen Ausgrabungen (ein Loch wird gebohrt und das Alter der Schichten untersucht), die viel über die Geschichte Pompejis verraten. Außerdem untersuchte er die Stadtmauer und ließ sie vollständig ausgraben. Zum Schutz der Ausgrabungen ließ er Dächer über alle neuen Funde bauen.

Im 2. Weltkrieg mußte dann eine Pause eingelegt werden. Diesmal wurde allerdings - im Gegensatz zum 1. Weltkrieg - die Ausgrabungsstätte direkt in den Kampfplatz mit einbezogen. Selbst Bombenattacken hatte das antike Pompeji zu erleiden. Diese hatten allerdings nicht nur Nachteile, sondern durchaus auch ihre positiven Seiten; wegen der Bombenkrater entdeckte man ein Dionysos-Heiligtum und eine Villa mit herrlichen Wandgemälden.

Seitdem waren die Archäologen weiter damit beschäftigt, den Rest Pompejis auszugraben. (ca. 80% entdeckt) Inzwischen wurden die Ausgrabungen aber vollständig eingestellt, um das Augenmerk mehr auf den Schutz der Ausgrabungen zu legen, da die vielen Touristen die Häuser zu zerstören drohen. Die einzige Ausnahme (Stand Juni 2007) bildet ein kleines Areal in der Nähe des Hauptausganges, auf den Studenten der Universität Neapel versuchen, in tiefere Schichten vorzudringen, um Hinweise auf die Wurzeln Pompejis zu finden.